Zum 16. Mal präsentierte das Internationale Festival für Animationsfilm Fantoche aktuelle Schweizer und internationale Produktionen, Retrospektiven, Animated Musicvideo Darlings sowie die neusten multimedialen Trends und lud zur Industry Night und zum Industry Day ein. Insgesamt wurden rund 27’000 Eintritte verzeichnet – ein neuer Rekord. Im Internationalen Wettbewerb gewannen Nicolas Keppens und Matthias Phlips den Titel «Best Film» mit «Wildebeest». «Enough» von Anna Mantzaris holte sich den internationalen Publikumspreis. Im Schweizer Wettbewerb wurde «The Cannonball Woman» von Albertine Zullo und David Toutevoix als «Best Swiss» prämiert und «Drôle de poisson» von Krishna Chandran A. Nair gewann hauchdünn den Schweizer Publikumspreis. Die Kinderjury kürte «Fruits of Clouds» von Kateřina Karhánková zum «Best Kids», den Kinderpublikumspreis ergatterte sich Julia Ocker mit «Pinguin». Zum ersten Mal vergaben die Kinder- und die Youth Jury ausserdem je eine «Special Mention». (fantoche.ch)
INTERNATIONALER WETTBEWERB
Jury: Elie Chapuis (CH), Cord Dueppe (DE), Jen Hall (UK), Susanne Läng (CH, Tünde Vollenbroek
(NL)
BEST FILM
Wildebeest, Nicolas Keppens, Matthias Phlips, BE 2017, 19’08’’
Für ein Ehepaar in den besten Jahren geht der lang gehegte Traum, einmal echte Elefanten zu sehen, in Erfüllung. Das Safari-Abenteuer wird Wirklichkeit, auch wenn die beiden sich die Begegnung mit Tieren in der freien Wildbahn etwas anders vorgestellt hatten. Aber die richtige Ausrüstung ist die halbe Reise.
Jury-Laudatio: «Dieser Film ist gleichermassen ironisch und wundervoll fremdartig und offenbart unter seiner harten Schale einen weichen Kern. Viele Aspekte dieses Filmes hätten in der Realisierung scheitern können -der Mix der Techniken, der eigenartige Humor, die berührende Beziehung der Charaktere -aber alles ist gelungen. Während wir es zu Beginn des Films noch liebten die Protagonisten Troyer and Linda zu hassen, lernten wir sie bis zum Ende des Films zu lieben. Generell werden Lacher und elefanten-förmige Kuchen oft unterbewertet. Aber nicht heute Abend!»
HIGH RISK
Fest, Nikita Diakur, DE 2018, 2’55”
Ein paar als Raver verkleidete Algorithmen dröhnen sich mit Restcode zu und tanzen an die Grenze des Systems. In ihre geistigen Einzelteile zerlegt, bouncen sie als Versuchsanlage durch die Plattensiedlung. So schön kann abstürzen sein.
Jury-Laudatio: «In diesem Film artet eine wahnwitzige und chaotische illegale Party inmitten eines städtischen Strassenblocks aus, bei der entstellte Raver zu einem hektischen, elektronischen Beat abfeiern. Scheinbar unfertige und gebrochene Charaktere, eine offene, vermutlich fehlerhaft gerenderte CGI-Landschaft und multiple verzerrte Perspektiven verleihen diesem dreiminütigenkreativen Wahnsinn eine überraschende und überwältigende visuelle Ästhetik.»
NEW TALENT
Bloeistraat 11, Nienke Deutz, BE 2018, 9’41’’
Zwei unzertrennliche Freundinnen verbringen den letzten Sommer ihrer Kindheit im und ums Haus. Über die Wochen beginnen sich ihre Körper zu verändern, und sie werden sich selbst und einander immer fremder. Die Pubertät nagt an ihrer Verbindung und wirft ihren Schatten auf die Mädchenfreundschaft.
Jury-Laudatio: «Wir hatten das Gefühl, dass die technische Umsetzung des Films der erzählten Geschichte perfekt entspricht -beides ist sowohl zart als auch intensiv. Die Zerbrechlichkeit der Charaktere spiegelt die Brüchigkeit der Freundschaft in dieser wunderschönen Coming-of-Age-
Geschichte wieder.»
BEST SOUND
Solar Walk, Réka Bucsi, DK 2018, 20’55”
Paarweise sind Individuen und deren Schöpfungen unterwegs durch Zeit und Raum eines faltbaren Multiversums. Ein Sinn mag aus der Sicht des Einzelnen erkennbar sein, verflüchtigt sich aber aus der Perspektive eines Sonnensystems. Es bleibt eine kosmische Melancholie zwischen Chaos undSchönheit, zwischen Wissenschaft und Poesie.
Jury-Laudatio: «Wir haben uns von einem Film verzaubern lassen, der es geschafft hat dem Pinkel- Geräusch eines Wolfes etwas Magisches zu verleihen. Ein Film, der Unendlichkeit vermittelt und dessen Geräusch-Universum räumlich, reichhaltig und dank seines mysteriösen Quietschens und Klirrens äußerst befriedigend ist.»
INTERNATIONALER PUBLIKUMSPREIS
Enough, Anna Mantzaris, GB, 2017, 2’19”
Die Lust auf Kontrollverlust endet nicht mit dem Trotzalter. Irgendwann reicht es doch nämlich einfach, gopfertaminocheinmal. Alles was recht ist, es ist einfach genug Heu unten. Es jagt dir den Nuggi raus. Es lupft dir den Deckel. Und du möchtest am liebsten. Einfach mitten auf der Strasse.
SCHWEIZER WETTBEWERB
Jury: Vera Neubauer (UK), Bruno Quiblier (CH), Anna Zaca (LV)
Jugendjury (Swiss Youth Award): Fabiola Rita Filippopulos, Yilmaz Spyczak (Lausanne), Milo Cavadini, Dorotea Crameri, Irina Fosanelli, Valentina Lazzarini, Antonio Lo Porto (Tessin), Florian Förster, Milena Stuck (Wettingen)
BEST SWISS
The Cannonball Woman, Albertine Zullo, David Toutevoix, CH/FR/CA 2017, 14’25’’
Die fliegende Frau ist eine Attraktion, doch sie selbst ist unzufrieden – vor allem mit ihrem Freund, der sie jeden Tag viele Kilometer nach Hause laufen lässt. Doch eines Tages entscheidet sie sich anders, und es ist Zeit, umzudenken. Eine explosive Liebesgeschichte.
Jury-Laudatio: «Eine unverstellte Liebesgeschichte, die als universelle Metapher für zwischenmenschliche Beziehungen funktioniert. Weniger Pulver! Mehr Pasta Pomodoro!»
HIGH SWISS RISK
SELFIES, Claudius Gentinetta, CH 2018, 3’40”
Selfies dokumentieren das zeitgenössische Leben global und in allen Facetten. Hunderte von idyllischen, peinlichen und verstörenden Schnappschüssen aus der Ich-Perspektive reihen sich in der Montage zu einem Panorama menschlicher Eitelkeiten, bei dem mit unerwünschten Nebenwirkungen gerechnet werden muss.
Jury-Laudatio: «Dieser Film fängt die Selbstsucht der modernen Gesellschaft ein und zeigt auf, was wir über uns selbst nicht sehen und hören wollen: Unser eigenes Verhalten.»
NEW SWISS TALENT
Travelogue Tel Aviv, Samuel Patthey, CH 2017, 6’
Als Gaststudent in Tel Aviv entdeckt der Filmemacher den Alltag und die Besonderheiten der Stadt mit allen schönen und erschreckenden Seiten. Ein Feuerwerk an audiovisuellen Eindrücken.
Jury-Laudatio: «Eine wunderschön gezeichnete Reise und eine zarte Erfahrung durch ein persönliches Tagebuch, das diese facettenreiche Stadt zusammenfasst.»
FANTASTIC SWISS
Circuit, Delia Hess, CH 2018, 8’41”
Auf einem kleinen Planeten, gefangen in ihrem eigenen kleinen Universum, verrichten die Einwohner*innen poetische-surreale Handlungen, die sich in einer Endlosschlaufe wiederholen. Siesind sich nicht bewusst, dass sie Teil eines komplexen, kleinen Ökosystems sind, das nur funktioniert, wenn alle ihre Rolle spielen.
Jury-Laudatio: «Dieser Film ist eine sehr sanfte, subtile und ruhige Form der Fantasie. Es ist eine meditative Schleife überraschender Beziehungen zwischen den Figuren einer kleinen, imaginären Welt.»
SWISS YOUTH AWARD
SELFIES, Claudius Gentinetta, CH 2018, 3’40”
Selfies dokumentieren das zeitgenössische Leben global und in allen Facetten. Hunderte von idyllischen, peinlichen und verstörenden Schnappschüssen aus der Ich-Perspektive reihen sich in der Montage zu einem Panorama menschlicher Eitelkeiten, bei dem mit unerwünschten Nebenwirkungen gerechnet werden muss.
Jury-Laudatio: «Selfies gibt einen allgemeinen Überblick über unsere Gesellschaft und deren Dekadenz. Es hat uns gefallen, wie uns vorgeführt wird, wie wir durch unseren Newsfeed blättern, ohne wirklich etwas zu beachten. Dies ist aktuell für die junge Generation. Uns gefiel auch das schnelle Tempo und das Crescendo von Situationen und Themen: Sex, Tod, Geburt. Dieser Film zeigt eindrücklich, was Social Media mit uns macht.»
YOUTH JURY SPECIAL MENTION
Elise, Valentine Moser, CH 2018, 05’28’’
Die alte Dame erinnert sich lebhaft an ihre Kindheit, an ihr eigenes Muttersein, an den Tanz mit dem jungen Mann und an das Meer. Doch die Momente, in denen sie ihre eigene Tochter erkennt, werden immer rarer.
Jury-Laudatio: «Wir haben beschlossen, Elise besonders zu erwähnen. Obwohl wir scheinbar noch Jahrzehnte davon entfernt sind, alt zu werden, hat Elise uns mit seinem einfachen Stil und der Art und Weise, wie mit diesem komplexen Thema umgegangen wird, berührt.»
PUBLIKUMSPREIS SCHWEIZER WETTBEWERB
Drôle de poisson, Krishna Chandran A. Nair, CH/FR, 2017, 6’20”
Irgendwo mitten im Ozean eilt ein Fischschwarm einem grossen roten Fisch zu Hilfe, der an der Wasseroberfläche treibt. Sie schwören, alles zu unternehmen, um ihm zurück ins tiefe Wasser zu helfen.
KINDERFILM-WETTBEWERB
Die Kinderjury setzt sich zusammen aus sieben Kindern zwischen 8 und 12 Jahren und wird vom Kinderfilmclub Zauberlaterne betreut. Bereits zum zehnten Mal vergibt die Kinderjury dieses Jahr den Preis für den besten Kinderfilm.
BEST KIDS
Fruits of Clouds, Katerina Karhánková, CZ 2017, 10’
Eine Gruppe pelziger Tiere wohnt in einer düsteren Waldlichtung, auf der ihre Nahrung jeweils
angeweht wird. Als eines Tages eines der Wesen seine Furcht vor dem Unbekannten überwindet, macht es eine unerwartete Entdeckung.
Jury-Laudatio:
Zoë: Ich finde den Film sehr schön, da er aufzeigt, dass es sich lohnt mutig zu sein.
Aryan: Mir hat die Geschichte besonders gefallen, weil sie zeigt, dass man sich nicht von anderen bestimmen lassen soll.
Sofia: Die Machart des Films ist sehr schön und die Figuren der Geschichte sind herzige und sympatische Wesen.
Alina: Wir lernen daraus, dass nicht alles Unbekannte schlecht ist, und dass man das Paradies nur selbst finden können und andere einem nicht den Weg zeigen sollen.
Kolya: Der Film stimmt auch nachdenklich – es geht in der Geschichte auch darum, dass man nicht immer mehr haben kann, sondern sich an dem erfreuen soll, was vorhanden ist.
Randa: Die Farben im Film waren sehr gut eingesetzt – durch die starken Kontraste wirkte der Wald bedrohlich und die orangen Früchte besonders köstlich.
Meret: Und zum Schluss des Films will das eine Tierchen das Gefundene mit anderen teilen und am liebsten seine Freunde um sich haben – das fand ich ein tolles Ende.
KIDS JURY SPECIAL MENTION
Look, Meinardas Valkevicius, LT 2017, 3’30’’
Das menschliche Treiben hat nicht nur positive Auswirkungen auf unseren Planeten, sondern bringt auch viel Müll und Umweltverschmutzung mit sich. Look nimmt die Auswirkungen auf die Tierwelt unter die Lupe und fordert den Betrachter auf, selbst etwas dagegen zu unternehmen.
Alina: Uns hat der Film sehr angesprochen, weil er sich mit der Umwelt auseinandersetzt und das ein Thema ist, das uns alle etwas angeht.
Randa: Der Film ist zwar lustig, zeigt aber gleichzeitig Probleme auf, die wirklich existieren. Wir müssen etwas gegen das Aussterben der Tiere machen.
Sofia: Look geht darum, dass wir uns alle mehr Mühe geben sollten und Sorge zur Umwelt tragen müssen. Das finden wir sehr wichtig.
KINDER-PUBLIKUMSPREIS
Pinguin, Julia Ocker, DE 2017, 3’37”
Der Pinguin-Kellner möchte, dass die Pinguin-Party einfach perfekt wird!
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